Die Vampire von Lissabon by Pierre Kast

Die Vampire von Lissabon by Pierre Kast

Autor:Pierre Kast
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Roman
ISBN: 3811818112
Herausgeber: Moewig
veröffentlicht: 1983-12-31T23:00:00+00:00


Gian-Vittorio hatte zwei seiner Leute vor dem Haus des Weinhändlers Guilherme aus Madeira Stellung beziehen lassen, mit dem Auftrag, nicht auf Guilherme zu achten, sondern auf Leute, die eventuell auftauchen würden, um Guilherme zu überwachen. Er kam, um nach Neuigkeiten zu fragen. Nichts. Dabei hielt er seine Falle für perfekt. Eine geniale Idee, glaubte er: jemandem, den man verdächtigte, ein Informant zu sein, eine Information liefern, die Folgen überprüfen und den Doppelagenten entlarven. Casanova, der von ihm über die angebliche Wichtigkeit Guilhermes aufgeklärt worden war, hätte ihn anzeigen müssen, und der Marquis ihn überwachen lassen. Aber wahrscheinlich war irgend etwas geschehen. Gian-Vittorio, der nicht das geringste von Lucianos Rolle ahnte, kam nicht einen Augenblick lang der Gedanke, daß ein so scharfsinniger Kopf wie dieser an der Spitze der Polizei stand. Schnell erwog er die Angelegenheit. Casanova hatte mehr als genug Zeit gehabt, die Polizei des Marquis zu verständigen. Wenn diese sich nicht rührte, so deshalb, weil Casanova nichts gesagt hatte. Gian-Vittorios ganzes System brach zusammen.

Bitter und beunruhigt kehrte er nach Hause zurück. Es fiel ihm nicht leicht, eine Hypothese, die er lange aufrechterhalten hatte, aufzugeben. Fernanda erwartete ihn. Er nahm sie um so stürmischer, als er sich unglücklich und niedergeschlagen fühlte. Aber wie immer, seitdem sie zusammen waren, überkam ihn alsbald eine innige Empfindung von Erfüllung und Ausgeglichenheit. Sie sprachen miteinander. Natürlich waren sein Körper, der des jungen Mädchens und ihre Vereinigung eine Quelle ungetrübter Freude. Übermütig entschied er, daß es nichts Besseres als erwiderte Liebe gäbe. Mißtrauen und Anspannung, die das Gesetz seines Lebens gewesen waren, verschwanden. Und gleichzeitig wurde ihm bewußt, daß er Fernanda eben wie ein Instrument gebraucht hatte, fast wie eine Medizin, wie ein Mittel, um seine eigenen Probleme zu überwinden, und nicht um ihrer selbst willen. Er schaute sie plötzlich an, als hätte er sie nie gesehen, und fand sie schöner als je zuvor. Und eine solche Begeisterung überkam ihn, daß er selbst überrascht war. Und sie auch. Bis dahin hatte sie ihn ein wenig kühl gefunden. Immer sprach er von seinen Taktiken, manchmal von seinen Strategien, aber niemals von den tieferen Gründen, die ihn zum Handeln trieben. Sie lagen nackt ausgestreckt auf dem breiten Bett in ihrem kleinen versteckten Haus im Herzen der Alfama. Wenn die Freimaurerei, sagte er, nur ein Wiederaufleben der Rosenkreuzer-Bewegung wäre, so würde es ihn nicht interessieren. Seit seinem Gespräch mit Kotor fühlte er sich, wenn er den Vorsitz bei den Zeremonien führte, seltsamerweise gar nicht wohl. Die Riten und das ganze Beiwerk reizten nun seinen Sinn für das Lächerliche. Da hätte man nicht die Kirche zu verlassen brauchen. Es stimmte, daß viele Brüder, oder jedenfalls eine erhebliche Anzahl, eine Doppelzugehörigkeit akzeptierten und bereitwillig ein Spiel mit den Heiligen und Jesus Christus trieben. Ihnen gegenüber fühlte sich Gian-Vittorio als Atheist. Es war kein Zufall, daß gerade sie am heftigsten darauf bedacht waren, die Idee einer irdischen Ordnung zu verteidigen, die angeblich Ausdruck einer göttlichen Ordnung ist und der Hierarchie, so wie sie ist, ihren Segen erteilt. Man kann sich nicht



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